Finnland Februar 2023
08.02.2023 Fotos von Spanswagner JosefReisebericht „Nordlichter im verschneiten Finnland!“ 5. bis 9.2.2023
Bereits bei der Abreise aus Mistelbach konnten wir uns bei – 7 °C auf die zu erwartenden Temperaturen in Lappland einstellen. Nach einem angenehmen Flug mit kurzem Zwischenstopp in Helsinki landeten wir am frühen Abend bei Dunkelheit, – 12 °C und leichtem Schneesturm in Kuusamo. Der etwa in der Mitte des geografisch nach Norden verlaufenden Finnlands liegende kleine Provinzflughafen wirkte auf uns wie eine Autobahnraststätte im tiefsten Winter. Nach einer weiteren ¾ stündigen Fahrt (etwa 40 km Richtung Nordost) über Schneefahrbahnen erreichten wir unsere atemberaubend schön gelegene Lodge „Isokenkäisten Klubi“ nur 2 km von der russischen Grenze entfernt und wurden herzlichst und mit einem ausgezeichneten Abendessen begrüßt.
Am 2. Tag erkundeten wir zunächst - mit Schneeschuhen und Wanderstöcken ausgestattet - gemeinsam die Gegend, die sich bei Sonnenschein als wahres „Winterwonderland“ entpuppte. Wir stapften auf Waldpfaden einen See entlang und genossen die nordische Natur. Nach unzähligen Fotostopps stärkten wir uns bei einer kurzen Pause mit Schwarztee und „Spansis Brunnenwasser“. Auch der Rückmarsch über den zugefrorenen und verschneiten See bereitete uns viel Vergnügen. Wir zogen dabei die unterschiedlichsten Figuren und Schriftzüge in den Schnee. Nach kurzer Rast starteten wir erneut, diesmal in östliche Richtung und verließen aus Übermut die vorhandenen Spuren. Spansi und ich konnten dabei unseren Orientierungssinn und unsere Fähigkeiten als „Spurentreter“ beweisen.
Lautes Hundegebell lockte uns am 3. Tag unmittelbar nach dem Frühstück zu den Huskys. Dabei konnten wir die Vorbereitungen zur Hundeschlittenfahrt und die Aufgeregtheit unserer vierbeinigen Begleiter beobachten. Nach kurzer Einschulung ging es los. Es war wirklich grandios, nahezu lautlos mit den Hundeschlitten durch verschneite Wälder und über zugefrorene Seen zu gleiten. Unsere Begeisterung war grenzenlos, sodass wir uns nur schweren Herzens von den Schlittenhunden trennen konnten. Der Nachmittag begann mit einer Einschulung für die richtige Nutzung der „traditionellen finnischen Rauchsauna“. Schnell erkannten wir, dass diese mit unseren mitteleuropäischen Saunen wenig zu tun hat. Nahezu jedes finnische Haus hat seine eigene Sauna: bei etwa 5,5 Mill. Einwohnern 3 Mill. Saunen. Die Vorbereitung dieser Sauna dauert mehrere Stunden, da mehrmals Feuer abgebrannt werden muss, um ca. 1 Tonne Gestein auf die nötige Hitze zu bringen. Danach wird gelüftet, damit der Rauch entweichen kann. Trotzdem rochen die geschwärzten Wände und bald auch unsere Haut wie „Geräuchertes!“ Neu war auch, dass es keine zeitlich festgelegten Abläufe gibt und jeder jederzeit aufgießen bzw. die Sauna verlassen kann. Auch das Abkühlen erfolgt in der Sauna. Dazu standen unterschiedlich temperierte Bottiche mit Wasser zur Verfügung. In Finnland ist es üblich, sogar die Haare bzw. Wäsche in der Sauna zu waschen, da das Wasser außerhalb der Sauna sofort gefrieren und Glatteis erzeugen könnte. Wir überwanden uns und liefen - nur mit einem Filzhut und Wollsocken bekleidet (wegen Rutschgefahr!) - zum nahegelegenen See, wo ein Eisloch für uns aufgebrochen worden war. Die Abkühlung war unbeschreiblich wohltuend.
Da sich unsere mitgereisten Hobbymeteorologen bereits seit Tagen mit dem Sonnenwind, Wolkendecken und Polarlichtsichtungen beschäftigten, wussten wir, dass es in dieser Nacht die höchste Wahrscheinlichkeit in unserer Urlaubswoche geben würde, das Schauspiel zu erleben. Nervös sprangen wir alle unmittelbar nach dem Abendessen auf und liefen auf den See. Nach einer großen Enttäuschung beschlossen wir, es später nochmals zu versuchen. Rechtzeitig informierten uns 2 unserer Teilnehmerinnen, dass sie bereits Polarlichter sehen würden. Nun konnten wir alle gemeinsam dieses Himmelsphänomen erleben und mittels Fotos dokumentieren. Glücklich und zufrieden gingen wir etwas übermüdet ins Bett.
Der Besuch einer Rentierfarm stand am 4. Tag auf dem Programm. Wir starteten dort mit einer gemütlichen Rentierschlittenfahrt. Danach erkundeten wir das Gelände mit den Rentiergattern und konnten die neugierigen aber vorsichtigen Tiere durch das Füttern mit getrockneten Flechten hautnah
erleben. Dabei bekamen wir viele Informationen über die Aufzucht dieser Tiere, bis hin zu den Lebensgewohnheiten und ihren Fressfeinden. Nicht zuletzt konnten wir im angeschlossenen Shop verschiedenste Dinge erwerben. Danach wurden wir ins nahegelegene Skigebiet Ruka gefahren. Es befindet sich ebenfalls bei einem nahegelegenen See, ist nur 380 m hoch und hat trotzdem mehrere Skipisten, erschlossen durch diverse Lifte. Im Anschluss begaben wir uns nach einer kurzen Einschulung auf Motorschlittensafari. Am Beginn war das Lenken der „SKI-Doos“ noch ein wenig ungewohnt u. holprig, jedoch konnten wir die Motorschlitten schon nach kurzer Zeit viel flotter bewegen. Es bereitete uns einen riesigen Spaß.
Am Tag unserer Heimreise hatten wir noch die Gelegenheit, uns beim Zwischenstopp in Helsinki einige Sehenswürdigkeiten anzusehen. Wir besuchten unter anderem die imposante Felsenkirche und den Sibeliuspark mit Denkmal. Ebenso waren wir Zeuge eines von Schweden übernommenen Brauchs, bei dem Schüler maskiert vor den dreiwöchigen Lernferien für die Matura bei sogenannten „Abiturfahrten“ in offenen LKW´s, wie bei einem Autokorso, durch das Zentrum von Helsinki gefahren werden. Die spinnen, die Finnen!
Mit vielen neu gewonnenen Eindrücken aus der Polarkreisregion mit ihrer traumhaft verschneiten Winterlandschaft, den interessanten Menschen und vor allem Tieren kamen wir wieder gut nach Mistelbach zurück.
Das VHS Team dankt Gerald Gaugg für diese ausführliche Beschreibung einer wunderbaren Reise!