Pyramiden in Kairo & Flusskreuzfahrt am Nil
05.04.2024 Fotos von Josef SpanswagnerVHS, Ägypten
Am 26.3. startete eine Gruppe kulturinteressierter Teilnehmer der VHS Mistelbach zu einer Reise ins Land der Pharaonen. Nach der Landung in Kairo, der Hauptstadt Ägyptens, mit mehr als 8 Mill. Einwohnern, bekamen wir nach kurzer Fahrt gleich die ersten Eindrücke der Stadt am Nil. Die orientalische Dekoration unseres Hotels u. die ägyptische Küche vollendeten diesen interessanten Tag.
Am nächsten Morgen lernten wir unseren außergewöhnlichen Reisebegleiter Habibi Ahmed kennen. Der studierte Kulturhistoriker, der sowohl in Berlin als auch in seiner Heimat in Alexandria lebt, startete mit uns zum ersten Highlight, den Pyramiden von Gizeh. Bereits bei der Hinfahrt zur 140 m hohen Cheops Pyramide versprach er, gemeinsam mit uns „Ein unvergessliches Bild von Ägypten zu malen!“ Im Laufe der Reise stellte sich - motiviert durch seine detaillierten Erklärungen, „Es gibt noch immer etwas Schöneres!“ - schnell heraus, welchen hervorragenden Experten zum Thema "ägyptische Kultur u. Geschichte“ wir in unseren Reihen hatten.
Beim Rundgang um die Pyramiden von Gizeh u. dem anschließenden Besuch bei dem Sphinx, wie wir nun alle wissen, erklärte er uns die Bedeutung der einzelnen Gebäude auf dem Weg vom Taltempel an dem Sphinx vorbei hinauf bis zur Grabkammer in der Pyramide. Die Beschreibungen hinterließen bei uns das Gefühl, bei der Bestattung des Pharaos anwesend gewesen zu sein. Im Anschluss daran besuchten wir die etwas südlich liegenden Grabstätten von Sakkara, die alle westlich des Nils (untergehende Sonne) gegenüber der alten Hauptstadt Memphis liegen. Durch das Kunstverständnis unseres Habibi optimal vorbereitet, betrachteten wir erstmals 4500 Jahre alte Darstellungen, die zum Teil in Stein gemeißelt waren, oder Gemälde mit noch immer erhaltenen Farben sehr lebendiger Darstellungen aus den Leben der Verstorbenen hohen Würdenträger.
Am nächsten Morgen starteten wir mit dem Besuch der landschaftlich dominierenden Zitadelle, der mit ihrer riesigen Kuppel beeindruckenden Alabastermoschee u. der komplett unterschiedlich gestalteten Madrasa des an-Nasir Muhammed Moschee, mit offenem Innenhof, ähnlich Cordoba. Auf der Fahrt dorthin sahen wir den riesigen sich durch die halbe Stadt erstreckten Friedhof von Kairo, in dem auch heute noch arme Menschen leben und dort geduldet werden, damit sie die Gräber pflegen. Danach besuchten wir das ägyptische Nationalmuseum, praktisch das Wohnzimmer unseres Habibi Ahmed. Er führte uns in historisch korrekter Abfolge von einem Schaustück zum nächsten, um uns die Entwicklung des Landes, beginnend vor etwa 4500 Jahren, näher zu bringen. Der absolute Höhepunkt war die goldene Totenmaske von Tutanchamun, die in einem nicht geplünderten Grab im Tal der Könige gefunden wurde. Nach diesem Highlight u. einer Stärkung erlebten wir das bunte Treiben im Khan El Khalili Bazar. Dabei konnten wir viele lokale Produkte wie Gewürze, Handwerkstücke, Mitbringsel uvm. im wahrsten Sinne des Wortes erhandeln. Danach flogen wir nach Luxor, früher Theben genannt, wo uns bereits unser Luxusschiff „Tosca“ mit einem feudalen Abendessen erwartete.
Ausgeruht besuchten wir am nächsten Morgen den Hatschepsut Tempel, der in einem atemberaubenden Tal liegt. Gewidmet ist dieser Totentempel der emanzipiertesten von 5 Pharaoninnen, die es in den Dynastien Ägyptens gab. Unsere mitreisenden Damen konnten dabei das Gefühl, die Treppen wie Pharaoninnen hinauf zu schweben, hautnah erleben. Einen ebenso unvergesslichen Eindruck hinterließ der anschließende Besuch des Tals der Könige. Dort konnten wir drei in den Fels geschlagene sehr unterschiedliche Grabstätten von Ramses IX, III u. I, Großvater der beiden anderen, für uns entdecken. Wir waren zutiefst beeindruckt, wie diese kunstvoll ausgestaltet u. welche großartige Lebenssituationen hier dargestellt wurden. Auf der Rückfahrt stoppten wir noch bei den beiden Memnon Kolossen, die in der fruchtbaren Nil-Ebene den Jahrtausenden trotzen.
Auf dem Weg nach Assuan, Nil aufwärts Richtung Süden, passierten wir die Staustufe von Esna. Bereits von Weitem sahen wir den auf einer Nilterrasse thronenden Doppeltempel Kom Ombo der
einerseits Sabek, dem Krokodilgott, anderseits Haoris dem Falkengott, also Gut u. Böse, geweiht war. Hier sahen wir überraschenderweise einbalsamierte, heilige Krokodile. Auch ein sogenanntes „Nilometer“ zur Festlegung der jährlichen Getreideabgaben der Bauern an den Tempel konnten wir in einem Brunnen erstmals bestaunen. Die Schiffsreise führte uns danach weiter bis Assuan.
In Assuan begannen wir mit einer Führung durch einen wichtigen Steinbruch, in dem wir einen unvollendeten - da beim Bearbeiten vor mehr als 4000 Jahren gebrochenen - Obelisken bestaunen. Unvorstellbar, wie diese bis zu 300 Tonnen schweren Monumente aus dem Stein herausgearbeitet, geschliffen u. sorgfältig bearbeitet, auf Schiffe verfrachtet, mehrere 100 km den Nil abwärts transportiert u. dort noch aufgerichtet wurden. Danach ging es weiter zum riesigen Assuan Staudamm mit seiner unglaublichen Breite von 4 km, in dem Millionen von Kubikmetern Wasser aufgestaut werden. Diese dienen heute der Stromerzeugung und der Bewässerung der Wüste, wovon wir uns überzeugen konnten. Im Stausee besuchten wir die ebenso imposante Philae Tempelanlage von Isis, der Göttin der Schönheit, die auf ein höheres Plateau wieder mit Blickrichtung zum Tempel ihres Gemahls übersiedelt wurde, da sie sonst dem Wasser des Stausees zum Opfer gefallen wäre. Den Nachmittag beendeten wir mit einer stimmungsvollen Ausfahrt mit einer Feluke, einem typisch ägyptischen Segelboot, auf dem Nil.
Sehr zeitig am nächsten Morgen starteten wir mit einer Fahrt durch die libysche Wüste Richtung Abu Simbel bei der wir einen großartigen Sonnenaufgang erlebten. Nach 3-stündiger Busfahrt erreichten wir die Tempelanlagen, die „Krone auf unserem Ägypten Bild!“ Das möglicherweise herausragendste Monument Ägyptens mit wunderbaren Reliefs, riesigen Statuen im Portal u. unglaublich aufwändiger Innengestaltung war einfach faszinierend. Es wäre unverzeihlich gewesen, diese im Wasser des Stausees versinken zu lassen. Nach diesen Eindrücken begaben sich noch einige TeilnehmerInnen zu einer Aromatherapie Präsentation u. einer Koptischen Kathedrale in Assuan.
Die Schönheit u. Unberührtheit des oberen Flusslaufs, Katarakte u. einige Inseln erlebten wir bei einer Durchquerung des Nationalparks, der uns zu einem nubischen Dorf führte. Nubien war einst ein reiches Volk, das durch Übersiedlung beim Dammbau verarmt ist. An diesem Ort mit auffällig bunt gestalteten Gebäuden durchquerten wir zunächst den Markt, besichtigten ein Wohnhaus, wo wir uns mit den Bewohnern austauschen konnten u. besuchten auch einen Blitzkurs in arabischer Sprache in einer lokalen Schule.
Bei der Retourfahrt nach Luxor mit unserem Schiff „Tosca“ stoppten wir an der „Horus“ Tempel-anlage bei Efdu, zu der wir mit einer wilden Kutschenfahrt gelangten. Die Pferde taten uns leid! In Luxor angekommen, besuchten wir den Luxor Tempel, der mit seinen 4 riesigen Ramses Statuen, den wunderbaren Säulengängen, den Obelisken u. Reliefs die besterhaltenste Kulturstätte ist. Am letzten Morgen besuchten wir die ebenso imposante Tempelanlage von Karnak, die mit dem Luxor Tempel über eine seit 2 Jahren vollständig freigelegte Sphinxen Allee verbunden ist. Diese diente, so zumindest alten Aufzeichnungen zufolge, ausschließlich dem Besuch der Pharaonin bei ihrem Pharao.
Am Ende unserer interessanten, anstrengenden Reise erholten wir uns im Steigenberger Resort am Nil, genossen nochmal einen herrlichen Sonnuntergang im Land der Pharaonen u. flogen am nächsten Morgen nach Hause.
Gerald Gaugg